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IV. Diskussionsprotokoll zur Veranstaltung am 30. Mai 1995 im Republikanischen Club, Wien


(S. H. = Mag. Sibylle Hamann, Diskussionleiterin; B.P. = Beitrag oder Frage aus dem Publikum; A.T. = ein afrikanischer Teilnehmer; H.M.. = Mag. Helga Mossgöller, AG Menschenrechte ­Frauenrechte; H. N. = Dr. Helga Natschläger, Institut für Sinologie, Referentin, C.B. = Mag. Christina Buder/Frauensolidarität; M.M. = Mag. Dr. Margarete Maurer, stv. Obfrau des Vereins für interdisziplinäre Forschung und Praxis)

S. H.: Eröffnung der Diskussion; Diskussionsanstoß: Verbindung und Unterschieden der Frauenforschung in China und im Westen ­Chinesinnen wollen sich von Gleichheitsideologie befreien, während im Westen Gleichheit gefordert wird; Problemverschiebung in China: neuer Kampf gegen bzw. mit Problemen des Kapitalismus.

M. M.: (spricht das Problem "Han-Chinesen versus nicht patriarchalisch organisierte ethnische Minderheitenan" an ­Frage:) sind diese Gesichtspunkte heute Teil der Frauenforschung in China? H. N.: Ja, es gibt solche ethnologischen Studien.

C.B.: Kritik an "Frauenforschung als Herrschaftswissenschaft", die sie in den Beispielen sieht, die Helga Natschläger referiert habe.

H. N.: weist auf das Beispiel Schulbildung und Arbeitsmarkt hin, wo auch unterprivilegierte Frauen einbezogen sind; da es außer der Partei keine einflußreiche Gruppe gibt, die für die Frauen etwas erreichen könnte, verschwistert sich die (größtenteils universitäre) Frauenforschung (zur Zeit) mit der Partei

B.P.: Reagiert die chines. Frauenbewegung auf die neue Kampagne "Frauen zurück an den Herd", die wegen der hohen Arbeitslosigkeit jetzt stärker propagiert wird? H. N.: "Die Männer sind in China so überzeugt von der Gleichberechtigung, daß sie sich nicht im Haushalt betätigen ?" Die Situation sei vergleichbar mit der bei uns vor 150 Jahren: Polarisierung der Geschlechtscharaktere im Zeitalter der Industrialisierung. Differenz der Geschlechter ist Argument für die Diskriminierung.

M. M.: Wie hängt das mit den fünf konfuzianischen Tugenden zusammen?

H. N.: Das ist nicht erforscht.

B.P.: Differenz oder Gleichheitsansatz?

H. N.: Frauen sind in einer absurden Situation: in den 80er Jahren wurde der Differenzansatz propagiert, jetzt, wegen der Diskriminierung am Arbeitsmarkt, wieder der Gleichheitsansatz.

B.P.: Wie hoch ist der Anteil der Frauen am Arbeitsmarkt?

B.P.: Inwieweit dürfen Exilchinesinnen und Taiwanesinnen an der Weltfrauenkonferenz in Peking im September teilnehmen?

H. M.: Weiß man noch nicht. Es werden ca. 5000 Chinesinnen teilnehmen, die alle auf die offizielle Linie eingeschworen sind. In Peking herrscht "Panik" vor den "revolutionären" NGOFrauen.

Es folgt eine Diskussion über die von Beijing vorgesehene räumliche Auslagerung des NGOForums aus der Stadt, den usus bei den bisherigen Weltfrauenkonferenzen und die Proteste gegen die Auslagerung; Australien hat angeboten, die Konferenz ganz zu übernehmen für den Fall, daß Beijing keine bessere Lösung anbietet.

A.T.: Ein afrikanischer Teilnehmer spricht über sein Unverständnis darüber, daß Männer in der "Dritten" Welt Frauen unterdrücken, obwohl sie ­wegen der eigenen Unterdrückung ­wissen müssten, wie das ist. Er bewundere die westliche Frauenbewegung. ­(Es ist nicht ganz klar, worauf er hinaus will).

M. M.: Inwiefern erhalten Frauen aus der "Dritten" Welt finanzielle Unterstützung, um zur Weltfrauenkonferenz nach Beijing zu reisen?

H. M.: Es gibt die Initiative "Send a Sister to Beijing", in der Westfrauen und organisationen Geld spenden, um Frauen aus der "Dritten" Welt die Reise nach Beijing zu ermöglichen. C.B.: Die Frauensolidarität schickt eine Wienerin und eine Frau der Iranischen Exilierten Frauenbewegung (Spendenaktion in der Zeitschrift "Frauensolidarität").

H. M.: Die AG Frauenrechte Menschenrechte wird die Reisekosten für eine Frau aus Mexiko übernehmen. Die größten finanziellen Probleme haben die Frauen aus den osteuropäischen Ländern; sie werden deswegen wahrscheinlich unterrepräsentiert sein.

B.P.: Kann Österreich weges des EU-Beitritts jetzt nur mehr weniger bewirken bei der offiziellen Konferenz, als Johanna Dohnal dies im Jahr 1990 bei der Weltfrauenkonferenz in Nairobi noch konnte (weil die EU konservativkapitalistisch ist)? ­Antwort (von Mag. Inge Rowhani): Ja, leider ist das so, vorher ­als neutraler Staat ­war mehr möglich. B.P.: Wird die Abtreibungsdebatte der Bevölkerungskonferenz in Kairo wieder aufgerollt werden? ­Einhellige Meinung bzw. Antwort: ja, leider, wahrscheinlich. Es besteht die Gefahr, daß man hinter die geringen Zugeständnisse, die bei der Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo gemacht worden sind, nun noch weiter zurückgehen wollen wird, insbesondere von den fundamentalistischen Staaten aus.

M. M.: (Weist auf Unterschiede in der Vorbereitung auf die Konferenz in Deutschland und Österreich hin, wo die staatlichen Organisationen enger mit den NGOs zusammenarbeiten). ­Frage: Wie ist das in China, gibt es da überhaupt NGOs? B.P.: Ja, es gibt z.B. eine Hotline, die Jugendliche bei sexuellen Problemen berät; Organisation lebt von Spenden. NGO-Initiativen gehen oft von den Universitäten aus, werden aber von dort weitergetragen in andere Bereiche.

M. M.: Es gibt z. B. Frauenforscherinnen, die mit alleinstehenden Frauen arbeiten, z. B. an den Wochenenden Verantaltungen und Treffen für sie organisieren. Dies ist einerseits eine moralische und soziale Unterstützung für diese Frauen, die mir besonderen Problemen zu kämpfen haben (geringe Achtung, Wohnung), andererseits kann so auch versucht werden, politische Arbeit mir ihnen zu machen.

H. N.: Ich habe den Eindruck, daß sich die intellektuellen Frauen alle sozial engagieren.

M. M.: Frage: Welchen gesellschaftlichen Einfluß haben Schriftstellerinnen, die ja in China größeres Ansehen genießen als bei uns?

H. N.: Sie erreichen zwar fast nur städtisches Publikum, sind aber sehr aktiv.

B.P.: Sie sind in Literaturverbänden organisiert.

Da nun keine Fragen mehr gestellt werden, sprechen Sibylle Hamann und Margarete Maurer abschließende Worte.

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