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Das Buch zum Thema: Natur als Politikum, hg. von M. Maurer/O. Höll, Wien 2003

Symposium
"DER NATURBEGRIFF IN DER POLITISCHEN UND WISSENSCHAFTLICHEN KONTROVERSE"



veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW)
zusammen mit dem Rosa-Luxemburg-Institut (RLI), der Österreichischen UNESCO-Kommission, dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (ÖIIP), der Kulturabteilung der Stadt Wien/MA 7, dem BM für Wissenschaft, Verkehr und Kunst (angefragt) und dem Institut für Höhere Studien (IHS)

Zeit: Freitag, den 14.11. (9-19h) und Samstag, den 15. November 1997 (9.30 - 20 h)
Ort: Wien, Österreich

Zu den AUSGANGSPUNKTEN der Veranstaltung, die wir ausführlicher in unserem "Call for papers" (CFP) und in dem Grundsatzpapier von Matthias Weimayr beschrieben haben, gehört der Befund, daß mit technischen Mitteln immer stärker verändernd in die "Natur" eingegriffen wird, sie gleichzeitig "reproduzierbar" gemacht werden soll, aber der Begriff "Natur" selbst keine klaren oder gar eindeutigen und gesellschaftlich verbindlichen Konturen besitzt. Im inter- und transdisziplinären Dialog sollen die daraus resultierenden Konsequenzen geklärt und wünschenswerte Alternativen zu vorherrschenden Paradigmen formuliert werden.

Das PROGRAMM finden Sie untenstehend, zusammen mit LINKS zu den abstracts der einzelnen Vorträge. Wie Sie sehen, gibt es u.a. auch viele Beiträge aus feministischen Arbeitsrichtungen. Denn "Natur" wird in der westlichen Kultur traditionell als "weiblich" gedacht. Dies wurde zum Anlaß umfassender feministischer Untersuchungen, deren Thesen für jede Diskussion um "Natur" oder "Ökologie" unabdingbar sind.

Zusätzlich zu den vier grundlegenden Hauptvorträgen wird es (wegen der vielen interessanten Vorschläge, die bei uns eingegangen sind, nicht vier, sondern) fünf ARBEITSKREISE geben, die am Freitagnachmittag und am Samstag parallel zueinander stattfinden. In den Arbeitskreisen sollten insbesondere

  1. kontroverse Positionen zum Naturverständnis und die damit verbundenen Interessen / Motivationen,
  2. das "Politische" am Naturbegriff,
  3. feministische Kritiken und Rekonstruktionen des Naturbegriffs bzw. von Naturkonzeptionen und
  4. die Folgen und Konsequenzen des jeweiligen Naturverständnisses für die Politikwissenschaft (bzw. verwandte Disziplinen) einerseits und die Naturwissenschaften andererseits diskutiert bzw. erarbeitet werden.

Anmeldungen an:
Frau Gertrud Hafner, IHS, Stumpergasse 56, 1060 Wien,
Tel. +43/1/59991-166, Fax +43/1/59991-171

E-mail: gertrud.hafner@ihs.ac.at

Teilnahmebeitrag: 250,- ATS (Studierende/Personen mit geringem Einkommen 90,- ATS).
Anmeldeschluß: 15. Oktober 1997

Programm zum Symposium (Änderungen vorbehalten):
DER NATURBEGRIFF
IN DER POLITISCHEN UND WISSENSCHAFTLICHEN KONTROVERSE

FREITAG, 14. November 1997

Vormittags (9.00–12.15 h): Eröffnung und HAUPTVORTRÄGE für alle AKs

  • 9.00–9.30 h: Zusammenhänge – Tagungseröffnung, Begrüßung und Einleitung
  • 9.30–10.45 h: Reiner Grundmann (Soziologe, MPI Köln): Soziologie und Natur: ein schwieriges Verhältnis
  • 11.00–12.15 h: Rainer Zimmermann (Physiker/Philosoph/Mathematiker, Fh München): Naturbegriff und Selbstreflexion. Zum Experimentum Mundi aus heutiger Sicht
    Fr, 12.15-14.15 h: Mittagspause und Zeit für Selbstorganisation und Entscheidung
  • Freitagnachmittag (14.15-17.45 h): FÜNF PARALLELE ARBEITSKREISE (anschließend Hauptvortrag von Elisabeth List, Empfang im Rathaus und Kulturprogramm, siehe unten). Die Arbeitskreise sind:
  • o Arbeitskreis 1: "Unterschiedliche Naturkonzeptionen in den 'Natur-' und 'Sozial-'wissenschaften. Wissenschaftsgeschichtliche Dimensionen zum Begriffsverständnis von 'Natur' und aktueller Naturbezug der Laborpraxis" (Leitung/Moderation: M.Weimayr, Wien / M.Maurer, Univ. Hannover und RLI, Wien
    Freitag, 1. Teil: "Unterschiedliche Naturkonzeptionen in den 'Natur-' und 'Sozial-'wissenschaften. Wissenschaftsgeschichtliche Dimensionen zum Begriffsverständnis von 'Natur' "

  • Fr, 14.15-15.15 h: Gregor Schiemann (Physiker/Philosoph, Humboldt-Universität zu Berlin): Zur Aktualität traditioneller Naturbestimmungen am Beispiel der aristotelischen Entgegensetzung von Natur und Technik
  • Fr, 15.30-16.30 h: Wolfgang Hofkirchner (Politologe, TU Wien): Zur Bestimmung von 'Natur' und 'Gesellschaft' als korrelative Kategorien auf der Grundlage des Paradigmas der Selbstorganisation unter besonderer Berücksichtigung ihrer politischen Implikationen
  • Fr, 16.45-17.00 h: Fritz Gloede (Soziologe, ITAS Karlsruhe): Natur à la carte? Bemerkungen zur Uneindeutigkeit der Natur-Referenz in der Kontroverse um gentechnische "Realexperimente"
  • Fr, 17.00-17.45 h: AK 1-Podium Referentinnen (auch des Vormittags)

    o Arbeitskreis 2: "Natur" in der Biologismus- bzw. Essentialismusdiskussion: Naturkonzeptionen und deren Niederschlag in einzelnen Problem und Policy-Bereichen, wie z.B. Migrationspolitik, Zusammenhang "Natur" und "Geschlecht" (Leitung / Moderation: Barbara Holland-Cunz, Univ. Gießen; Franz Seifert, Wien)

  • Fr, 14.15-15.15 h: Frank Salter (Biologe, Forschungsstelle fuer Humantheologie, Andechs): Taking constructionism seriously: A biological approach
  • Fr, 15.15-16.15 h: Uta von Winterfeld (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt Energie): Herrschaftsverhältnisse im neuzeitlichen Naturverständnis
    Fr, 16.15-16.45 h: Kaffeepause
  • Fr, 17.00-17.45 h: Claudia Sanides-Kohlrausch (Biologin, Ruhr-Universität, Bochum): Spermien männlich - Eizellen weiblich

    o Arbeitskreis 3: Zur "inneren Natur" des Menschen und zur Beherrschung / Emanzipation der "inneren Natur" (Leitung/Moderation: Otmar Höll, ÖIIP; Volkmar Lauber, Senatsinstitut für Politikwissenschaft, Univ. Salzburg)

  • Fr, 14.15–14.45 h: Kurze Einleitung und Vorstellrunde
  • Fr, 14.45–16.00 h: Eckhard Kanzow (Informatiker, Univ. Bremen): Eine Aufforderung zum Tanz. Nachhaltigkeit – matrizentrische Werte – Natur – Leben
    Fr, 16.00–16.30 h: Kaffeepause
  • Fr, 16.30–17.45 h: Pia Maria Flodin (Åbo Akademi University, Turku/Finland): Autonomy lost: Heterotopia as Defeat of Humanity and "Natur" in Orwell's 1984

    o AK4: "Natur" in Ökologie-Diskursen (Leitung/Moderation: Günther Sandner, Universität Salzburg und Wissenschaftsagentur Salzburg)
    Freitag, 1. Teil: Natur und ökologische Krise: Zum Naturbegriff im ausgehenden 20. Jahrhundert

  • Fr, 14.30–15.00 h: Einleitung durch den AK-Leiter: Historischer Wandel des Naturbegriffs; Kontinuitäten und Diskontinuitäten des Phänomens "Naturkrisen"; Spezifika des Naturbegriffs im Lichte der ökologischen Krise des ausgehenden 20. Jahrhunderts
  • Fr, 15.00–16.00 h: Peter Morris-Keitel (Germanist, Lewisburg, USA): Zwischen Fortschrittswahn und Ökophobie: Zum Naturbegriff der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
  • Fr, 16.15–17.15 h: Eva Buchinger (Soziologin, Forschungszentrum Seibersdorf): Natur in der Theorie Sozialer Systeme
  • Fr, 17.15–17.45 h: Perspektiven eines gesellschaftlichen Dialogs über Natur und Ökologie (mit den beiden ReferentInnen)

    o AK5: Die Erfindung der Natur. Kulturelle und philosophische Konstruktionen des Natürlichen (Leitung/Moderation: Wolfgang Müller-Funk, Univ. Wien und Klagenfurt)
    Freitag, 14. November 1997, 1. Teil: Philosophische Projektionen

  • Fr, 14.15–14.45 h: Einleitung durch den AK-Leiter
  • Fr, 14.45–15.15 h: Ullrich M. Haase (Univ. Manchester): "Der Natur auf die Sprünge helfen?" Bemerkungen zur Entwicklung des Naturbegriffes von Schelling bis Merleau-Ponty
  • Fr, 15.15–16.00 h: Paul Richard Blum (Philosoph, Peter Pazmany Universität Budapest): Natur als Person – Zur Geschichte des Naturbegriffs
  • Fr, 16.30–17.45 h: AK5-Diskussion mit den Referenten und dem Publikum

  • Fr, 18.00–19.15 h, HAUPTVORTRAG für alle AKs: Elisabeth List (Philosophin, Universität Graz): "Natur" ist, was mich leben läßt. Grenzen des Naturbegriffs und seiner Politisierung
  • Fr, 20.00 h: Empfang durch den Bürgermeister der Stadt Wien, Dr. Michael Häupl (oder Vertr.) im Wiener Rathaus.
  • Anschließend Kulturprogramm (Kabarett zur Ökologie, geplant)
  • SAMSTAG, 15. November 1997

    • Sa, 9.30–10.45 h: HAUPTVORTRAG für alle AKs: Burghart Schmidt (Philosoph/Biologe, Akademie für angewandte Kunst, Wien, und Universität Hannover): Naturpolitik und Ästhetik
    Samstagvormittag und -nachmittag,
    11.00 –17.00 h: FORTSETZUNG der FÜNF PARALLELEN ARBEITSKREISE, mit
    Mittagspause von 12.15–14.15 h, und nach den AKs
    (um 17.15h) Abschlußveranstaltung: "Natur als Politikum"

    o AK1, 2. Teil: Unterschiedliche Naturkonzeptionen in den 'Natur-' und 'Sozial'-wissenschaften und aktueller Naturbezug der Laborpraxis"

  • Sa, 11.00–12.15 h: Jost Halfmann (Soziologe, TU Dresden): Spannungen zwischen naturwissenschaftlichem und ökologischem Naturbild (zusammen mit AK 4)
    Sa, 12.15–14.15 h: Mittagspause
  • Sa, 14.15–15.15 h: Falk Rieß (Physiker, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg): Natur im Labor – Der Wandel der Experimentalpraxis der Physik im19. Jahrhundert
  • Sa, 15.30–16.30 h: Eva-Maria Neumann-Held (Molekularbiologin/Philosophin, Ruhr-Universität Bochum): Was ist der Gegensatz zu 'Natur'? Zur Kritik der Developmental Systems Theory an dichotomen Erklärungsansätzen
  • Sa, 16.30–17.00 h: AK-1-Podium Samstags-ReferentInnen und ModeratorInnen

    o AK2, 2. Teil:

  • Sa, 11.00-12.15 h: Anton Pelinka (Politologe, Universität Innsbruck): "Natur" als Verbot und als Immunisierung von Politik
    Sa, 12.15-14.15 h: Mittagspause
  • Sa, 14.15-15.15 h: Christine Hauskeller (Philosophin, Universität Darmstadt): Natur als Grenzbegriff kultureller Machbarkeit
    Sa, 15.30-15.45: Kaffeepause
  • Sa, 15.30-16.30 h: Johannes Dingler (Berlin): Die 'Postmodernisierung' der ökofeministischen Theorienbildung: Zur Dekonstruktion des Naturbegriffs im Ökofeminismus
  • Sa, 16.30-17.00 h: Resumee aller ReferentInnen und AK-2-TeilnehmerInnen

    o AK3, 2. Teil:

  • Sa, 11.00–12.15 h: Kurze Reflexion der Diskussion des Vortages, danach: Kathleen Höll (Gestalttherapeutin, Wien): Das Organismus-Umwelt-Feld-Konzept der Gestalttherapie
    Sa, 12.15–14.15 h: Mittagspause
  • Sa, 14.15–15.30 h: Gabriele Michalitsch (Politologin, IHS): Von der Hexe zum Engel des Hauses. Zur Domestizierung der weiblichen "Natur"
    Sa, 15.30–15.45 h: Kaffeepause
  • Sa, 15.45–17.00 h: Resümee und AK3-Schlußdiskussion mit allen ReferentInnen und ArbeitskreisteilnehmerInnen

    o AK4, 2. Teil: Natur zwischen Wissenschaft und Politik: Grenzen und Perspektiven

  • Sa, 11.00–12.15 h: Jost Halfmann (Soziologe, TU Dresden): Spannungen zwischen naturwissenschaftlichem und ökologischem Naturbild (zusammen mit AK 1)
    Sa, 12.15–14.15 h: Mittagspause
  • Sa, 14.15–15.15 h: Elisabeth List (Philosophin, Univ. Graz): Grenzen des Naturbegriffs und seiner Politisierung
  • Sa, 15.30–16.45 h: Die ökologische Krise: Wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Konsequenzen (Morris-Keitel, Buchinger, Halfmann, List)
  • Sa, 16.45–17.00 h: Resümee und Zusammenfassung zum AK4

    o AK5, 2. Teil: Kulturelle Projektionen (Natur und Geschlecht)

  • Sa, 11.00–11.15 h: Zusammenfassung zum vorigen Tag (durch den AK-Leiter)
  • Sa, 11.15–11.45 h: Hildegard Heise (Berlin): Bedeutung der Gesellschaftsform für das subjektive Naturverständnis
  • Sa, 11.45–12.15 h: Diskussion
    Sa, 12.15–14.15 h: Mittagspause
  • Sa, 14.15–14.45 h: Ilse Modelmog (Soziologin, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg): Natur als Streitobjekt
  • Sa, 14.45–15.15 h: Diskussion
  • Sa, 15.30–17.00 h: AK 5-Podium mit allen ReferentInnen: Die Natur denken. Beiträge von Philosophie und Kulturwissenschaften zum kritischen Dialog im ökologischen Kontext
  • (evtl. zusätzlich:) Lesley Hall (London): The constructions of nature and the natural in early twentieth century sexological discourse
  • Abschlußveranstaltung:
    Samstag, 15. November 1997, früher Abend: 17.15–18.15 h: NATUR ALS POLITIKUM – Ein Podium mit allen ReferentInnen (Thesen) und Abschlußdiskussion im Plenum (Berichte der AKs sollen in die Podiumsdiskussion einfließen)


    Nachfolgend finden Sie die abstracts zu ALLEN Vorträgen (zuerst die Hauptvorträge, dann die Vorträge in den fünf AKs, jeweils in der geplanten Reihenfolge des Programms. Änderungen vorbehalten).

    Alphabetisches Register (Index) der ABSTRACTS ALLER ReferentInnen:

    Blum, Richard Paul
    Buchinger, Eva
    Dingler, Johannes
    Dröge-Modelmog, Ilse
    Flodin, Pia Maria
    Glöde, Fritz
    Grundmann, Reiner
    Haase, Ullrich
    Halfmann, Jost
    Hall, Lesley
    Hauskeller, Christine
    Heise, Hildegard
    Hofkirchner, Wolfgang
    Höll, Kathleen
    Kanzow, Eckhard
    List, Elisabeth
    Michalitsch, Gabriele
    Morris-Keitel, Peter
    Neumann-Held, Eva-Maria
    Pelinka, Anton
    Rieß, Falk
    Salter, Frank
    Sanides-Kohlrausch, Claudia
    Schiemann, Gregor
    Schmidt, Burghart
    Winterfeld, Ute von
    Zimmermann, Rainer

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    o Hauptvorträge zum Symposium
    DER NATURBEGRIFF IN DER POLITISCHEN UND WISSENSCHAFTLICHEN KONTROVERSE

    HV, Reiner Grundmann
    Soziologie und Natur: ein schwieriges Verhältnis

    Nachdem der letzte Soziologentag die Natur durch die Pforten der Soziologie
    passieren ließ und gleichzeitig ein Sammelwerk der Kölner Zeitschrift zum Thema Umweltsoziologie erschienen ist, soll das erwachte und wachsende Interesse an einem vernachlässigten Gegenstand zu einigen Reflexionen genutzt werden.

    Die Beiträge in der KZfSS wie auch andere relevante Veröffentlichungen im angloamerikanischen Sprachraum lassen sich in drei Varianten gliedern (zwischen denen es freilich fließende Übergänge gibt): einige haben Selbstverständigungscharakter, andere nehmen eine theoretische Einordnung vor und dritte deuten eine praktische Relevanz soziologischer Erkenntnisse an.

    Die erste Art der Auseinandersetzung konstatiert ein Defizit der Soziologie: Soziologie hat sich traditionellerweise auf Nationalstaat und Gesellschaft beschränkt.
    Daraus ergibt sich eine Verlegenheit, wenn globale ökologische Probleme thematisiert werden, und zwar aus zwei Gründen: einerseits wird die internationale Dimension relevant, andererseits das Verhältnis Gesellschaft–Natur. Den ersten Aspekt hat der Forschungszweig “Internationale Beziehungen“ besetzt, den zweiten bislang vor allem Naturwissenschaftler und Ökonomen. (Den Kompetenzmangel der Soziologie in Bezug auf Umweltprobleme kann man an der disziplinären Herkunft der Autoren des Sonderbands der KZfSS ablesen: eine starke Minderheit (fast die Hälfte) der Autoren und Autorinnen sind Nicht-Soziologen).

    Die zweite Variante, also die theoretischen Ansätze, gliedern sich in Systemtheorie, Kulturtheorie (Konstruktivismus), Naturwissenschaftliche Aufklärung (Realismus), Rational Choice und Humanökologie. Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen anhand ausgewählter Beispiele knapp skizziert werden.

    Die dritte Variante schließlich versucht den Anwendungsbezug soziologischer Erkenntnisse aufzuweisen. Diesen Bezug will ich deutlicher herausarbeiten, indem ich die symmetrische Frage stelle “Warum sind globale Umweltprobleme soziologisch interessant?“ Wenn Soziologen darauf eine Antwort haben, wissen sie auch, wonach sie Ausschau halten und worin ihre spezielle Expertise begründet ist.

    Dr. Reiner Grundmann
    Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung
    Lothringer Str. 78
    D-50677 Köln

    Tel. +49/221/33605-43
    Fax. +49/221/33605-55
    E-mail: gm@mpi-fg-koeln.mpg.de
    http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de

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    HV, Rainer Zimmermann
    Naturbegriff und Selbstreflexion. Zum Experimentum Mundi aus heutiger Sicht

    Die Welt als Experiment: Es geht mir hier weniger um die Exegese eines Blochschen
    Begriffes (welcher den Titel seines zweiten Hauptwerkes darstellt), sondern darum,
    was hier zum Thema "Natur" philosophisch in Sicht zu nehmen sei. Der Begriff
    "Experimentum Mundi" fungiert hier also vor allem als technischer terminus, nicht
    vorrangig als Blochscher Begriff, auch wenn sich meine Auffassung vom
    gegenwärtig angemessenen Naturbegriff stark an Bloch – aber auch an einigen
    anderen – orientiert. Ich werde in meinem Beitrag davon ausgehen, daß eine
    Einzelwissenschaft – wie die Physik – gerade heute keineswegs aus ihrem
    gesellschaftlichen Verweisungszusammenhang herausgelöst werden kann, der sie
    den gleichen Veränderungen unterwirft, wie das für die Philosophie und die Kunst
    und den gewöhnlichen Alltag insgesamt gilt. Meine Frage zum damit
    angesprochenen Vermittlungszusammenhang von "Natur"/Wissenschaft und
    "Gesellschaft"/Alltag lautet: Inwieweit streben neuere Theorien von
    Selbstorganisation und Strukturbildung (Chaostheorie) tatsächlich auch eine neue
    Naturkonzeption an, und zwar ein solche, der soziale Relevanz zukommt? Prigogine
    z.B. hat das (in einem früheren Aufsatz im "Merkur" und verstreut in Bänden der
    Pahl-Rugenstein-Reihe "Dialektik") so vertreten. Diese – oder eine ähnliche –
    Sichtweise hat jedenfalls wesentliche Folgen für den Autonomie-Aspekt des
    Naturbegriffs, der mithin in dieser Konzeption an einen NATURSUBJEKTBEGRIFF
    gekoppelt ist. Ein solcher Ansatz – eigentlich der griechischen Stoa entstammend –
    war/ist auf der umfassenden Denklinie Spinoza-Schelling-Bloch philosophisch immer
    schon präsent. Doch was bedeutet ein solcher Ansatz heute und wie/wohin könnte
    er uns leiten? Mein Beitrag beinhaltet einerseits den Versuch, einen ganzheitlichen
    Ansatz für eine Erfassung des Zusammenhangs Ontologie-Epistemologie-Ethik zu
    entwickeln und andererseits, eine modern gewendete Metaphysik als eine praktische
    umsetzen, daß heißtheißt als eine solche, die den Einzelwissenschaften, namentlich den
    Naturwissenschaften, nachfolgt (anstatt ihnen zu widersprechen).

    Prof Dr Dr R. E. Zimmermann
    Fachbereich Allgemeinwissenschaften,
    Fachhochschule
    Lothstr 34
    D - 80335 München

    E-mail: <pd00108@sunmail.lrz-münchen.de>

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    HV, Elisabeth List
    "Natur ist, was uns leben läßt". Grenzen des Naturbegriffs und seiner
    Politisierung

    Der Begriff "Natur" hat eine voraussetzungsreiche Geschichte hinter sich. Von der spätantiken Gleichsetzung von Natur und göttlicher Ordnung bis zum neuzeitlichen Modell der mechanischen Weltordnung, das noch heute bestimmend ist, reicht die lange Tradition inhaltlicher Bestimmungen von Natur als dem "Anderen der (menschlichen) Vernunft".
    Was es damit auf sich hat, möchte ich am Beipiel der "je eigenen Natur", der
    "menschlichen Natur", exemplarisch verdeutlichen. Es ist ihre Körperlichkeit, durch
    die sich Menschen selbst als Teil der Natur wahrnehmen. Versucht man, Leiblichkeit,
    die je eigene situierte und konkret gelebte Körperlicheit, zu analysieren, zeigt sich,
    daß sie sich als immer schon in Anspruch genommene Bedingung der Existenz einer
    schlüssigen diskursiven Erfassung entzieht – und damit auch der vollständigen
    Kontrolle und Verfügung.
    Die philosophische Tradition metaphysischen "Seinsdenkens" hat sich dieser Einsicht
    verweigert und die Kontingenz (Zufälligkeit) des Leiblichen auf das "Weibliche"
    projiziert. (Nicht nur) aus feministicher Sicht ist somit "unsere Natur" eben das, was
    der Intentionalität rationaler Selbstbestimmung immer schon vorgegeben ist, was
    sie so einerseits möglich macht, aber sich ihr zugleich letztlich entzieht. Das gilt für
    die psychobiologischen und organismischen Voraussetzungen der je eigenen
    Körperlichkeit ebenso wie für ihre umweltlichen Bedingungen, und auch die neuen
    Modelle einer Naturwissenschaft und Mathematik "des Komplexen" – von der
    Chaostheorie bis zur fraktalen Geometrie – ändern daran grundsätzlich nichts.
    Mit anderen Worten: Das Motto "Natur ist, was uns leben läßt" hat einen präzisen
    theoretischen Sinn: Eine theoretische Bestimmung von Natur kann nur eine
    epistemologische sein – jenseits aller inhaltlichen Festlegungen. Das gilt auch für
    den Begriff des Lebendigen, der der etymologischen Urbedeutung von "Natur" als
    dem, was geboren wird und vergeht, am ehesten entspricht. Darüber hinaus ist der
    Begriff "Natur" ohne Substanzverlust ersetzbar durch Begriffe wie
    Leiblichkeit/Körperlichkeit, tierische, pflanzliche, planetarische Umwelt.
    Aus einem solchen epistemologischen Verständnis von Natur als Bedingung des
    Lebendigseins ergeben sich auch politische Konsequenzen: Angesichts sich
    beschleunigender globaler Trends einer fortschreitenden technisch-industriellen
    Aneignung organischer Lebensformen fordert etwa Michel Serres einen "Vertrag mit
    der Natur", der die politischen Gemeinschaften zum Respekt vor der Autonomie des
    Lebendigen verpflichtet. Teil dieses Vertrages wäre die Garantie organisch-
    physischer Lebensrechte, die durch die Fortschritte der Gentechnik und der
    Klonierung von Lebewesen mittlerweile zur Disposition stehen.
    Ein Modell politischen Handelns mit der Natur wäre eine "Kritik der politischen
    Ökologie", als Kritik am ökonomischen, kulturellen und politischen Umgang mit den
    Ressourcen und Bedingungen des Lebendigseins, als Kritik an sich historisch
    transformierenden menschlichen Naturverhältnissen (S. Moscovici).

    Ass. Prof. Doz. Dr. Elisabeth List
    Universität Graz
    Institut für Philosophie
    Heinrichstr. 26/5
    A-8010 Graz

    Tel.: +43/316/380-2305
    Fax: +43/316/356144

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    HV, Burghart Schmidt
    Naturpolitik und Ästhetik

    Warum ein anderes Naturverhältnis als das der neuzeitlichen Naturwissenschaften und ihrer rationalisierenden Technik? Einerseits geht es um das Contra zur Zerstörung der Naturbasis von menschlichem Leben, eine gleichsam im weiten Sinn hygienische Frage. Andererseits geht es um ethische Dimensionen gegenüber der Natur. Gibt es in der Nutzung durch den Menschen Ansprüche der Natur, die man ethische oder auch rechtliche Ansprüche nennen könnte? Richtig! Aber vor allem geht es über die Selbsterhaltung des menschlichen Lebens unter menschlichen Bedingungen hinaus und über den weitest möglichen Erhalt der Natur hinaus um menschliche Lebensqualitäten des ästhetischen Sinns. Ja sogar noch ethisch gemeinter Erhalt der Natur hat einen ästhetischen Hintergrund in der Ablehnung des Ausnutzens von allem und jedem. Das Ästhetische macht einen der ganz wichtigen Motivationsbereiche zu einem anderen Mensch-Natur-Verhältnis aus in Wissen/Handeln.

    Prof. Dr. Burghart Schmidt

    Gastprofessur für Philosophie an der Bildungsuniversität Klagenfurt
    Hon. Prof. für Kunstphilosophie an der Universität Hannover, Fakultät für Architektur
    Privatdozent für Sozialphilosophie an der Universität Hannover
    Lehrtätig auch an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien

    Graf Starhemberggasse 4/31
    A-1040 Wien

    Tel. +43/01/505 84 67
    Fax: +43/01/503 52 01

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    o ABSTRACTS ZUM AK1 (Moderation: Matthias Weimayr/Margarete Maurer), in
    der Reihenfolge des Programms

    AK1, Gregor Schiemann
    Zur Aktualität traditioneller Naturbestimmungen am Beispiel der
    aristotelischen Entgegensetzung von Natur und Technik

    Für die Charakterisierung des tiefgreifenden Wandels im Verhältnis von Mensch
    und Natur, der in unserem Jahrhundert eingesetzt hat, wird sowohl in den
    Wissenschaften als auch im öffentlichen Diskurs in vielfältiger Weise auf
    vormoderne Bestimmungen von Natur zurückgegriffen: Interpretationen
    naturwissenschaftlicher Theorien lassen sich mit den Naturvorstellungen antiker
    Autoren verbinden (z.B. Heisenbergs Rückgriff auf Platon, Prigogines Bezüge auf
    Aristoteles), die fortschreitende technische Beherrschung der Welt kann in die
    Tradition der cartesischen Naturauffassung eingeordnet und, auf historische
    Gegenströmungen gestützt (Rousseau, Goethe, Schelling, etc.), in
    unterschiedlicher Form einer fundamentalen Kritik unterworfen werden. Am Beispiel
    der aristotelischen Bestimmung von Natur durch Entgegensetzung zur Technik sollen
    inhaltliche Modifikationen und Geltungsbegrenzungen aufgezeigt werden, durch die
    eine traditionelle Naturvorstellung in gewissen Verwendungszusammenhängen
    unter den Bedingungen der Moderne zur erkenntnis- und orientierungsfordernden
    Anwendung gelangt. Exemplarisch werden dabei ausgewählte Gegenstände der
    naturwissenschaftlichen Theoriebildung (Selbstorganisationstheorie), von Natur-
    Technik-Hybriden (Gentechnik) und vor allem auch des lebensweltlichen Kontextes
    thematisiert.

    Gregor Schiemann
    Humboldt-Universität zu Berlin
    Institut für Philosophie,
    Wissenschaftstheorie und Naturphilosophie
    Unter den Linden 6
    D-10099 Berlin

    Tel.+49/30/2093-2206
    Fax: +49/30/2093-2290

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    AK1, Wolfgang Hofkirchner
    Zur Bestimmung von 'Natur' und 'Gesellschaft' als korrelative Kategorien
    auf der Grundlage des Paradigmas der Selbstorganisation unter besonderer
    Berücksichtigung ihrer politischen Implikationen

    Thesen

    1. Die Existenz globaler Probleme macht zu einem wichtigen Kriterium der
    Bewertung ideeller Gebilde, inwieweit sie die Begründung von Handlungsoptionen
    fördern oder hemmen, die auf eine Lösung dieser Probleme orientieren.
    Naturbegriffe lassen sich danach bewerten, ob auf ihrer Grundlage eine zielführende
    ökologische Politik implementiert werden kann. Idealtypische Varianten der
    Naturpolitik sind Naturschutz gegen jegliche anthropogene Eingriffe, Offenhalten der
    Natur für alle beliebigen Nutzungsoptionen (Vernutzung und Verschmutzung
    eingeschlossen) oder nachhaltige Naturnutzung.

    2. “Natur” und “Gesellschaft” sollen unter Bezug aufeinander definiert werden.
    2.1. Folgende Möglichkeiten können unterschieden werden:
    2.1.1. “Unechte” Korrelationen sind:
    2.1.1.1. die Identifikation der Begriffe (Reduktionismus bzw. Projektionismus);
    2.1.1.2. die Scheidung der Begriffe (Dualismus/Holismus).
    2.1.2. Eine echte Korrelation kann nur jenseits des Reduktionismus und des Holismus gelingen (Emergentismus): “Natur” und “Gesellschaft” werden historisch-genetisch und logisch-strukturell in einem begriffen. Der Emergentismus ist die philosophische Grundlage der Selbstorganisationstheorien.
    2.2. Sowohl anhand der Dialektik von Altem und Neuem und der von Teil und Ganzem mag der Unterschied zwischen diesen drei Definitionsmöglichkeiten veranschaulicht werden.
    2.3. Die Begriffe “Natur” und “Gesellschaft” können nach drei Aspekten betrachtet werden:
    2.3.1. nach ihrem handlungsanweisenden Aspekt;
    2.3.2. nach ihrem gegenständlichen Aspekt;
    2.3.3. nach ihrem erkenntnishaften Aspekt.

    3. Es zeigt sich, daß eine Politik der nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft eines Naturbegriffs bedarf, der vor dem Hintergrund einer Theorie evolutionärer Systeme gewonnen wird.

    Wolfgang Hofkirchner
    Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung
    Technische Universität Wien
    Möllwaldplatz 5
    A-1040 Wien

    Tel. +43/1/504 11-8633
    Fax: +43/1/504 11-88
    E-mail: <hofi@igw.tuwien.ac.at>

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    AK1, Fritz Glöde
    Natur àla carte? Bemerkungen zur Uneindeutigkeit der Natur-Referenz in
    der Kontroverse um gentechnische "Realexperimente"

    Nicht nur Matthias Weimayr schreibt unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen
    bzw. gesellschaftlichen Gruppierungen in ihrem Kampf um "symbolische Ordnungen"
    gegensätzliche Naturbegriffe zu, die sich entlang der polaren Achse zwischen
    "Essentialismus und Konstruktivismus" ordnen ließen. Auch andere Autoren – wie
    Rainer Döbert oder Jost Halfmann – postulieren eine mehr oder weniger geordnete
    Verteilung von Naturbildern auf gesellschaftliche Lager.
    Ich möchte mit einigen Beobachtungen zur Gentechnik-Kontroverse ein wenig
    Wasser in den funkelnden Wein solcher wissenschaftlicher Konstrukte gießen. Wie
    mir scheint – dies wäre die These meines Beitrags –, wird auf beiden Seiten der
    Kontroverse sowohl auf Natur als "Objekt der Beherrschung" als auch auf Natur als
    "Objekt der Beherrschung" als auch auf Natur als "unaufhebbares Apriori
    menschlichen Handelns" rekurriert. Es handelt sich gleichsam um eine "doppelte
    Naturdialektik" in den gegensätzlichen Argumentationen von KritikerInnen und
    PromotorInnen gentechnischer (Freisetzungs-) Experimente. Die Pointe wäre also,
    daß der reklamierte Dualismus soziokultureller Diskurse (auch in Gestalt einer
    Vierfelder-Matrix) keineswegs linear kontroversen Lagern zuzuschreiben ist, sondern
    je nach Kontext, Argumentationsnot und/oder Interesse auf letztlich widersprüchliche
    Weise aktualisiert wird.

    Interessant wäre nun, die spezifischen Funktionen solcher Referenzen zu
    identifizieren, also herauszufinden, wofür die "crossover" verwendeten Naturbezüge
    letztlich als "Chiffren" anzusehen sind. Ich werde versuchen, anhand des
    vorgestellten Exempels auch dazu einige Vermutungen anzustellen, und hoffe so zur
    Beantwortung der Weimayr'schen Frage nach dem "Politischen" in den
    (naturwissenschaftlichen) Naturdiskursen beizutragen.

    Dr. Fritz Glöde
    Forschungszentrum Karlsruhe
    Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
    Postfach 3640, D-76021 Karlsruhe

    Tel. +49/7247/82-3979 oder -2500
    Fax: +49/7247/82-4806
    E-mail: gloede@afassun3.fzk.de
    WWW http://www.itas.fzk.de

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    AK1 (und AK4), Jost Halfmann
    Spannungen zwischen naturwissenschaftlichem und ökologischem
    Naturbild

    Ich will einerseits zeigen, daß das ökologische Naturbild insbesondere der
    Ökosystemforschung eher naturalistisch ist (es gibt Ökosysteme), während das
    Naturkonzept der Physik konstruktivistisch ist (was daher rührt, daß die Physik mit
    dem Versuch, die Beobachtung der Natur selber physikalisch zu beschreiben, auf die
    Zirkularität aller Beobachtung stößt). Die Ökologiebewegung präferiert das
    naturalistische Naturbild und damit das Naturkonzept der Ökosystemforschung, weil
    anders der Protest gegen den Naturverbrauch nicht ausreichend Autorität für sich
    beanspruchen kann. Insofern entsteht eine Spannung zwischen dem physikalischen
    und dem ökologischen Naturbild. Die Ökologiebewegung muß nun nach
    Mechanismen der Neutralisierung des physikalischen Weltbildes suchen, die sie in
    eine ähnliche Lage gegenüber der Physik wie die Religion bringen könnte. Die
    Abschirmung vollzieht sich über eine politische Auseinandersetzung zwischen
    reduktionistischen (Physik) und holistischen (Ökologie) Weltbildern.

    Prof. Dr. Jost Halfmann
    Technische Universität Dresden, Institut für Soziologie
    Office: Bergstrasse 53 (von-Gerber-Bau), Raum 303

    Tel.: +49/351/463-7370
    Fax.: +49/351/463-7113
    Mail: TU Dresden, Institut für Soziologie, Mommsenstrasse 13, D-01062 Dresden
    E-mail: <Jost.Halfmann@POP3.tu-dresden.de>

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    AK1, Falk Rieß
    Natur im Labor. Der Wandel der Experimentalpraxis der Physik im 19.
    Jahrhundert

    An Beispielen aus der Entwicklung der Experimentalpraxis der Physik im
    19. Jahrhundert wird die Veränderung des ihr zugrunde liegenden Naturbegriffs
    beschrieben. Die Entwicklungslinien der Experimentalaufbauten,
    Experimentalhandlungen sowie der dabei verwendeten Instrumente spiegeln die
    Herausbildung der naturwissenschaftlichen Teildisziplinen und den Übergang von
    qualitativen zu quantitativen Messverfahren und schließlich zur Präzisionsmessung
    wider. Dabei wird zunehmend der Beobachtungsgegenstand "Natur" durch eine
    künstliche, im Labor eigens zu Untersuchungszwecken herstellte "künstliche"
    Natur ersetzt. Dies geht einher mit der abnehmenden Bedeutung von Naturstoffen
    bei Konstruktion und Bau von Instrumenten. Die politische Dimension dieser
    Entwicklung umfaßt unter anderem die Globalisierung von Messverfahren, die
    internationale Einigung auf Einheiten und Normale sowie die Standardisierung von
    Messgeräten, was die wissenschaftliche Vorherrschaft bestimmter
    Wissenschaftlergemeinschaften (vor allem aus England und Deutschland) nach sich
    zog. Die fast unbeschränkte Herrschaft über die Natur (und damit auch über
    Menschen) im 20. Jahrhundert wurde erst ermöglicht durch ihre Neuerschaffung
    durch die moderne (Natur-) Wissenschaft.

    Dr. Falk Rieß
    Fachbereich Physik
    Carl von Ossietzky Universität
    Oldenburg

    E-mail: falk@pre.uni-oldenburg.de

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    AK1, Eva M. Neumann-Held
    Was ist der Gegensatz zu "Natur"? Zur Kritik der Developmental Systems
    Theory an dichotomen Erklärungsansätzen

    Die Verwendung des Begriffes Natur verweist sowohl im wissenschaftlichen als auch
    im gesellschaftlichen Diskurs auf dichotome Zuordnungen. Etwas als "Natur" oder
    "natürlich" zu bezeichnen, heißt gleichzeitig, es nicht dem Bereich der "Kultur", der
    "Technik", der "Zivilisation" zuzuschreiben. Darüberhinaus produziert unsere
    Gesellschaft weitere Dichotomien, die interessanterweise auf Gegenüberstellungen
    der Art "Natur – Kultur" projeziert werden. Dieses geht einher mit normativen
    Konnotationen, die sich allerdings nicht eindeutig der ein oder anderen Seite
    zuordnen lassen. Beispiele sind hier: "normal – nicht normal", "wild – gepflegt", "Tier
    – Mensch", "Frau – Mann", "frei – zivilisatorisch eingeengt" etc. Es hängt von
    philosophischen, theoretisch/wissenschaftlichen und politisch/gesellschaftlichen
    Faktoren ab, ob die Zuschreibung eines Merkmals als "natürlich" positiv oder negativ
    bewertet wird. Entsprechend mannigfaltig können die gesellschaftspolitischen Folgen
    oder Erwartungen ausfallen. Eine entscheidende Frage scheint demnach hier zu
    sein, aufgrund welcher Kriterien ein Merkmal als "natürlich" eingeordnet wird. Hier
    betreten wir das Gebiet der sogenannten "nature–nurture" Debatten, in denen
    "biologisierende" Erklärungen gegen "psychologisierende" oder soziale Erklärungen
    gesetzt werden.
    Gerade vor diesem Hintergrund ist es bedeutsam, daß gerade in der Biologie mit der
    Developmental Systems Theory (DST) eine neue Denkrichtung formuliert worden ist,
    welche die "nature – nurture" Dichotomie in Bezug auf die Frage nach der
    Verursachung von Merkmalen zurückweist (Oyama 1985). Ich möchte zunächst den
    konzeptuellen Rahmen der DST skizzieren und von dem herkömmlichen Paradigma
    dichotomer Verursachung (genetisch vs. erworben) bei der Merkmalsausbildung
    abgrenzen (I). Sodann werde ich auf begriffliche und theoretische Konsequenzen
    bzw. Probleme aufmerksam machen, die sich aus den bisherigen Formulierungen
    der DST ergeben (II). Es scheint nämlich, daß DST die Einheit des Organismus auf
    der einen Seite aufgibt, während auf der anderen Seite die Individualität jedes "sich
    entwickelnden Systems" faßbar und betont wird. Schließlich möchte ich die Frage
    diskutieren (III), ob DST dem herkömmlichen Verständnis von
    naturwissenschaftlicher Biologie verhaftet bleibt oder ob sich hier ein alternativer
    Zugang andeuten könnte, wie er in einer "Theorie der organischen Praxis" entwickelt wird (Rehmann-Sutter 1996).

    Dr. Eva M. Neumann-Held
    Ruhr-Universität Bochum
    Institut für Philosophie
    D-44780 BOCHUM

    email: <Eva.M.Neumann-Held@ruhr-uni-bochum.de>

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    o ABSTRACTS ZUM AK2 (Moderation: Barbara Holland-Cunz/Franz Seifert), in
    der Reihenfolge des Programms

    AK2, Frank Salter
    Taking constructionism seriously: A biological approach

    Most social scientists would agree that human beings are evolved animals. Yet some
    political scientists avoid or reject biological hypotheses altogether. The assumption
    seems to be that the species' evolutionary past, though real, is not a causal agent in
    present political behaviours or structures. This position is indefensible given existing
    knowledge of human behaviour. Indeed, it is so indefensible that it is not defended.
    Instead, those who would divorce the social sciences, including the study of politics,
    from the natural sciences choose to defend a mundane truth supported by all
    biosocial scientists–that our evolutionary past is not the sole causal agent of present
    society. This critique of "biological determinism" is valid, but as a critique of modern
    biosocial science it is a nonsequitur. An equivalent nonsequitur in the physical
    sciences would be attempting to use the trü claim that not all chemical laws are
    predictable from atomic physics, to discredit the claim that all chemical phenomena
    are caused by the interacting properties of atoms. Human beings are the atoms of
    social structure. Knowledge of human behaviour can tell us much about social
    structure, but not all. Complete reductionism is prevented by emergent properties of
    groups and institutions, by sheer complexity, and by the artificial nature of
    organizations. It is the artificiality of societies organized beyond the size of hunter-
    gatherer bands that occupies the remainder of the presentation. Social technology
    theory is outlined, and it is argüd that this line of analysis takes social
    constructionism seriously by addressing the questions of who does the constructing,
    from what, and how. The result is a theory not only compatible with modern
    behavioural biology, but able to draw creatively from it. The theory thus
    acknowledges both the artificiality–the constructedness–of society, and the
    naturalness of individual human being. Applications of social technology theory are
    presented from past research on command hierarchies, and present research on
    ethnic mobilization rhetoric.

    Frank Salter
    Forschungsstelle für Humantheologie
    D-82346 Andechs, BRD

    Tel. +49/8152/373-55
    Fax: +49/8152/373-70
    E-mail: Frank Salter@compuserve.com

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    AK2, Uta von Winterfeld
    Herrschaftsverhältnisse im neuzeitlichen Naturverständnis

    Angesichts der ökologischen Krise, so formuliert es die feministische Physikerin Evelyn Fox-Keller, könne es nicht mehr um Zähmung der Natur gehen, sondern es müsse die Zähmung der Hegemonie über Natur im Vordergrund stehen.
    Auch wenn damit - in den Naturwissenschaften eher und deutlicher als in den Sozialwissenschaften - begonnen worden ist, sieht sich die "Zähmung der Hegemonie" über Natur mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert. Dies hängt auch damit zusammen, daß die Intention zur - und später Umsetzung von Herrschaft über Natur am Beginn der Neuzeit steht und tief in die Moderne (Wissenschaft wie Politik) eingewurzelt ist.
    Herrschaftliche Naturbilder können anhand von drei Kategorien gefaßt werden:
    1. Das dualistische Naturbild (vor allem René Descartes), in dem Geist und Materie, Leib und Seele in ein herrschaftliches Subjekt-Objekt-Schema gepreßt werden. Klaus Michael Meyer-Abich nennt dieses Bild das der Vergessenheit menschlicher Naturzugehörigkeit. Das Herrschaftsverhältnis offenbart sich da als patriarchal, wo die Unterlegenheit von Frauen mit ihrer größeren Naturnähe begründet wird.
    2. Das instrumentelle Naturbild (vor allem Francis Bacon), in dem ein methodisches Instrumentarium den Weg weisen soll, auf dem sich Menschen der Natur bemächtigen könnten. Die von Francis Bacon konzipierte "Methode" kann als Beginn eines eingreifenden, technischen Umgangs mit Natur in der Wissenschaft angesehen werden, wobei mit Natur zum Nutzen der Menschheit instrumentell umgegangen wird. Francis Bacon begreift sowohl das Verhältnis zur Natur als auch das zur Frau als ein Gewaltverhältnis.
    3. Im manipulativen Naturbild (schon angelegt bei Francis Bacon, nachvollziehbar heute vor allem anhand der Gentechnik, etwa in den Ausführungen von Francis Crick) geht es darum, Natur zu beeinflussen und zu verändern, um - quasi in einem zweiten Schöpfungsakt - eine "bessere Natur" herzustellen. Diese dritte Kategorie offenbart sich auch im "Call for Papers" für das ÖGPW-Symposium: Natur sei sogar reproduzierbar geworden. Dahinter steht der alte männliche Wunsch, Leben hervorzubringen bzw. herstellen zu können. Diese herrschaftsorientierten Naturbilder sind auch mit Blick auf die Geschichte nie unumstritten gewesen - es gab immer auch Gegenbilder, welche ganzheitlich (holistisch), kooperativ und emphatisch gefaßt sind. Solcherart Gegenbilder haben sich jedoch kaum durchsetzen können. Sie sind eher vereinzelt als Gegenstimmen hörbar geworden. Einen Grund dafür hat Jürgen Habermas in seiner Festrede zum siebzigsten Geburtstag von Herbert Marcuse formuliert. Ein anderes Naturverhältnis, welches die Eigenheit von Natur anerkennt, könne erst erreicht werden, wenn sich die Gesellschaft selbst von ihren Herrschaftsverhältnissen befreit habe.

    Dr. Uta von Winterfeld
    Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie
    Döppersberg 19
    D-42103 Wuppertal

    Tel. +49/202/2492-176
    Fax +49/202/87291

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    AK2, Claudia Sanides-Kohlrausch Spermien männlich - Eizellen weiblich

    (Abstract wird nachgereicht)

    Claudia Sanides-Kohlrausch
    Ruhr-Universität, Bochum
    Fakultät für Philosophie

    Korrespondez an: Stumpfebiel 4
    D-37073 Göttingen

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    AK2, Anton Pelinka
    "NATUR" als Verbot und als Immunisierung von Politik

    1. Was als "Natur" bezeichnet wird, ist ein gesellschaftliches Konstrukt und als solches Ergebnis politischer Prozesse. Gleichzeitig erweckt eine solche Punzierung aber den Eindruck des Unveränderlichen, des per se Unpolitischen.
    2. Die Punzierung bestimmter gesellschaftlich wahrnehmbarer Phänomene als "Natur" bedeutet, dieselben – z.B. das Geschlechterverhältnis – als politisch nicht steuerbar hinzustellen und solcherart politisch zu immunisieren.
    3. Die historische und aktuelle Praxis dieser Punzierung zeigt, daß sehr oft die Punze "Natur" zur Extrempolitisierung, also zur extremen Veränderung bestehender Verhältnisse genützt wird (Beispiel: Nationalsozialismus), daß also damit eine bestimmte Politik immunisiert wird.
    4. Gleichzeitig zeigt aber eine andere Praxis – nämlich die Negierung von Grenzen politischer Machbarkeit und damit von "Natur" – eine nicht reale Machbarkeitsphantasie (Beispiel: "real existierender Sozialismus").
    5. Ein sozial- und speziell politikwissenschaftlich konsistenter Umgang mit dem
    Konstrukt "Natur" erfordert doppelte Sorgfalt: – eine ideologiekritische Sensitivität bezüglich einer möglichen Immunisierung, das heißt gegenüber der Instrumentierung von "Natur"; – eine ökologische Sensitivität bezüglich einer potentiellen Negierung der Grenzen politischer Machbarkeit.

    Prof. Dr. Anton Pelinka
    Universität Innsbruck
    Institut für Politikwissenschaften
    Christoph Probst Platz
    A-6020 Innsbruck, Austria

    Tel. +43/512/507-2711
    Fax: +43/512/507-2849
    E-mail: ellen.palli@uibk.ac.at

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    AK2, Christine Hauskeller
    Natur als Grenzbegriff kultureller Machbarkeit

    Angesichts der kulturellen Überformung alles dessen, was früher Natur gewesen zu sein schien, gibt es immer weniger, was wir heute noch als "Natur" bezeichnen können: Aus Natur wird Landschaft, Zuchtpflanze und -tier, die organischen Abläufe in Tier- und Menschenkörper werden zunehmend kontrollierbar - der Bereich dessen, was dem menschlichen Herrschaftsgebahren unverfügbar war, ja diesem antagonistische Macht - “Naturgewalt”, wird geringer. So verschwindet Natur als Gegenbegriff zu Kultur; letztere eignet sich zunehmend alle Bereiche des Lebens an.
    Dabei ist diese Naturdeutung ein Mißverständnis, daß auf einem unangemessenen kulturhistorischen Verständnis und Wortgebrauch von Natur beruht.
    Der feministische Diskurs über Natur zeigt recht deutlich, wie unterschiedliche Konzepte von "Natur" zu ganz verschiedenen politischen Theorien und Forderungen gegenüber dem, was als Natur bezeichnet wird, führen. Anhand einer kurzen Skizze des feministischen Konstruktivismus (besonders J. Butlers) und seiner Auflösung des Naturbegriffs möchte ich zeigen, daß die radikale Dekonstruktion des Naturbegriffs, die diesen ausschließlich als patriarchales Herrschaftsinstrument begreift, keine brauchbare politische Option darstellt. Der empirische Grund ist, daß der reine Kulturrealismus keine Grenzen des Machbaren mehr auch nur benennen kann und so die elementaren Existenzprinzipien des Lebendigen verfehlt - was sich politisch fatal auswirkt. Theoretische Einwände dagegen gibt es eine Reihe, angefangen damit, daß die politsichen Ziele des Feminismus mit einer Auflösung der Kategorie Frau kaum zu erreichen sein werden, bis zu der Überlegung, daß die Verleugnung der Hinfälligkeit des lebendigen Leibes und der Leidensfähigkeit der Person den motivationalen Ansatzpunkt für politische Veränderung überhaupt aushebelt.
    Dadurch wird die Frauenfrage nurmehr als eine der Gerechtigkeit formulierbar, was sich längst als völlig unproduktiv erwiesen hat, weil dabei elementare Vergeschlechtigungsfaktoren unberücksichtigt bleiben.
    Im Gegenteil bedürfe es, um die angestrebte politische Veränderung zu erreichen, eines ausdifferenzierten und historischen Naturbegriffs, der sich einerseits von der Biologie und andererseits von dem Statisch-Zeitlosen löst, das "die Natur" in früheren, antiken wie auch noch in der Romantik wiederbelebten Naturvorstellungen auszeichnete.

    Mag. Christine Hauskeller
    Lehrbeauftragte für Philosophie
    Technische Hochschule Darmstadt Im Schloß D-64283 Darmstadt

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    AK2, Johannes Dingler
    Die 'Postmodernisierung' der ökofeministischen Theorienbildung: Zur
    Dekonstruktion des Naturbegriffs im Ökofeminismus

    In der nordamerikanischen Tradition der Radikalökologie kann eine zunehmende
    'Postmodernisierung' des ökologischen Diskurses festgestellt werden. Dabei zeigt
    sich, daß dieser Diskurs, vor allem im Ökofeminismus, lange auf einem impliziten
    essentialistischen Naturbegriff basierte, der nun aber im Zuge der
    'Postmodernisierung' zunehmend dekonstruiert wird. Dies soll im vorgeschlagenen
    Papier aufgezeigt werden, indem gleichzeitig die neueren Entwicklungen des
    ökofeministischen Diskurses diskutiert werden.
    Nach einer Dekonstruktion des anthropozentrischen Weltbildes im
    ökologischen Diskurs radikalisiert der Ökofeminismus diese Analyse, indem der
    Anthropozentrismus selbst als androzentrisch und strukturell patriarchalisch
    dekonstruiert wird. In der ersten Debatte des Ökofeminismus wird demnach der
    Androzentrismus dekonstruiert, während in der Rekonstruktion, wie gezeigt werden
    soll, die alternativen Begriffe, als 'das Andere' des Androzentrismus, weiterhin
    essentialistisch konzeptualisiert bleiben. Während im Androzentrismus das
    Maskulinen hochbewertet und das Feminine und die als feminin konzeptualisierten
    Natur niederbewertet und subordiniert wird, vertauscht der Ökofeminismus die Pole
    der Bewertung je nach Strömung auf spezifische Art und versucht, eine Alternative
    auf der Basis einer affirmativen Verbindung des Femininen mit einer femininen Natur
    zu begründen.
    Im Ökofeminismus wurde zunehmend deutlich, daß der Geschlechterbegriff
    der ersten ökofeministischen Phase problematisch ist. Im essentialistischen
    Ökofeminismus wird der Frau, auf Grund der These ihrer biologischen Nähe zur
    Natur, eine größere Kompetenz zur Lösung der ökologischen Krise zugesprochen als
    dem Mann. Dieser essentialistische Geschlechterbegriff des Ökofeminismus wird
    mehr und mehr in Frage gestellt, indem darauf hingewiesen wird, daß Geschlecht
    eine sozial konstruierte Kategorie darstellt. Im 'inversiven' Ökofeminismus wird
    deshalb zwar der essentialistische Geschlechterbegriff als sozial konstruiert
    dekonstruiert, das Feminine bleibt aber weiterhin durch seine Nähe zur feminin
    konzeptualisierten Natur die lösungskompetente Alternative. In der zweiten Debatte
    wird demnach der essentialistische Geschlechterbegriff dekonstruiert, ohne jedoch
    die Definition des Femininen und die homogene Konzeptualisierung des Begriffs
    selbst in Frage zu stellen.
    Die Kontroverse zwischen Postmoderne und Feminismus aufgreifend,
    versucht die 'dritte Welle' des Ökofeminismus zu zeigen, daß die bloße
    Deessentialisierung des Geschlechterbegriffs nicht weit genug geht. Dies zeigt sich
    auf zwei Ebenen. Erstens vollzieht die ökofeministische Dekonstruktion einen
    Wechsel von einer universellen Kategorie Frau, welche auf Identität basiert, zur
    Anerkennung der Differenz innerhalb des Geschlechterbegriffs. Die Homogenität der
    Kategorie Geschlecht wird dabei dekonstruiert und der ökofeministische Diskurs zu
    einer postmodernen Theorie der Differenz entwickelt.
    Zweitens wird gezeigt, daß die, wenn auch sozial konstruierte und affirmativ
    gewendete Konzeptualisierung des Femininen dennoch nur eine Nebenprodukt der
    für den Androzentrismus zentralen Konzeptualisierung des Maskulinen darstellt. Das
    Feminine bleibt also durch die Kategorien des Androzentrismus definiert, die gerade
    überkommen werden sollen. Hierin manifestiert sich die zentrale Ambivalenz des
    Ökofeminismus: einerseits wird die Verbindung von Frau und Natur als emanzipativ
    zelibriert, andererseits muß diese selbst aber als problematische Assoziation
    innerhalb des Androzentrismus analysiert werden. Der ökofeministischen Theorie
    stellt sich dabei das Dilemma, die androzentrisch sozialisierten femininen
    Charakteristiken und ihre Verbindung zur Natur einerseits akzeptieren, sie
    andererseits jedoch gleichzeitig leugnen zu wollen.
    In der dritten Debatte wird demnach der problematische feminine und
    homogene Geschlechterbegriff dekonstruiert, indem zum einen die Abhängigkeit des
    Femininen vom Maskulinen herausgearbeitet, zum anderen aber auch die Differenz
    innerhalb der Geschlechterkategorie betont wird.
    Im Zuge der Dekonstruktion durch die dritte Welle zeichnet sich aber
    zunehmend ab, daß im Ökofeminismus einem sozial konstruierten
    Geschlechterbegriff weiterhin ein essentialistischer Naturbegriff gegenübergestellt
    wird. Dies manifestiert sich auf zwei Ebenen. Zum einen wird Natur als das Nicht-
    menschliche, als das der menschlichen Kultur entgegengesetzte betrachtet, so daß
    der androzentrische Kultur-Natur Dualismus nicht hinterfragt wird. Natur besitzt
    demnach wesenhafte, prä-soziale und vom Menschen als solche erkennbare
    Eigenschaften, die vom menschlichen sozio-kulturellen Kontext unabhängig sind und
    zum wesenhaft kulturell-menschlichen eine radikale Diskontinuität aufweisen.
    Zum anderen werden diese essentiellen Eigenschaften der Natur mit einer
    geschlechterspezifischen Definition versehen. Eine feminine Konzeptualisierung der
    Natur, welche im Androzentrismus noch negativ konnotiert wurde, wird im
    Ökofeminismus, wenn auch affirmativ umgedeutet, weiterhin beibehalten. In einem
    solchen essentialistischen Naturbegriff wird die Natur demnach zunächst mit
    femininen Charakteristiken assoziiert, als weiblich definiert und diese Eigenschaften
    schließlich als prä-soziale Natur der Natur gedeutet. 'Mutter Natur' ist auch im
    Ökofeminismus weiblich.
    In neuen Entwicklungen des Ökofeminismus wird dieser essentialistische
    feminine Naturbegriff, wie gezeigt werden soll, in einer aufkommenden vierten
    Debatte, mehr und mehr dekonstruiert und eine (bzw. mehrere)
    Rekonzeptualisierung (-en) eines alternativen, nicht-essentialistischen Begriffs der
    Natur entwickelt. Der essentialistische Naturbegriff wird so durch die These einer
    sozialen Konstruktion der Natur abgelöst. Der Ökofeminismus anerkennt damit nach
    der sozialen Konstruktion des Geschlechterbegriffs auch den diskursiven Charakter
    des Naturbegriffs und versucht, durch ein 'Reinventing Nature' alternative
    Naturbegriffe zu entwickeln. Nachdem zunächst die diskursive Formierung der
    menschlichen Natur anerkannt wird, weitet der Ökofeminismus diese
    sozialkonstruktivistische These schließlich auch auf die diskursive Formierung der
    'natürlichen Natur' aus. Erst durch diese Dekonstruktion des essentialistischen
    Naturbegriffs kann, wie gezeigt werden soll, auch die grundlegende Ambivalenz des
    Ökofeminismus wirklich überkommen werden.
    Die These der sozialen Konstruktion des Naturbegriffs wird von verschiedenen
    Seiten allerdings heftig kritisiert. Alle Ebenen der Kritik greifen dabei die Auflösung
    der Unterscheidung zwischen Kulturellem und Natürlichen an, welche letztlich Natur
    ganz unter Kultur subsumiert. Erstens wird argumentiert, daß dies einen radikalen
    Solipsismus impliziere, bei dem die materielle Existenz der Natur geleugnet und die
    Natur als bloße menschliche Erfindung negiert wird. Selbst die ökologische Krise, so
    der Vorwurf, sei dann schließlich nur noch menschliches Konstrukt. Zweitens führe
    die Annahme des diskursiven Charakters der Natur notwendig zum
    Anthropozentrismus, da die Natur, als Konstrukt des Menschen immer nur Wert für
    den Menschen habe und nie einen Eigenwert besitzen könne. Ein soziales Konstrukt
    Natur ohne eigene Existenz könne nur noch aus menschlicher Sicht als kulturelle
    Konvention gedacht werden. Daraus folge drittens, daß der Mensch die Natur gemäß
    eigenen Interessen künstlich neuerfinden darf und soll und so die Natur zu Gunsten
    einer künstlichen Disneylandwelt geopfert wird. Viertens wird schließlich als generelle
    Kritik einer postmoderner Ökologie vorgeworfen, die diskursive Formierung des
    Naturbegriffs und seine vollkommene Subsumierung unter Kultur führe schließlich zu
    einem Relativismus, der letztlich jede Form der Politik unmöglich mache.
    In einer kritischen Diskussion dieser Vorwürfe soll anschließend gezeigt
    werden, daß alle vier Linien der Kritik vor allem auf Kategorienfehler beruhen und
    demnach nicht den Intentionen einer These der sozialen Konstruktion der Natur
    entsprechen. Eine postmoderne Wende mit der Implikation einer Dekonstruktion des
    Naturbegriffs, so soll argumentiert werden, ist im Ökofeminismus letztlich
    unvermeidlich.
    Zusammenfassend kann also festgestellt werden, daß durch eine
    zunehmende Postmodernisierung des Ökofeminismus nach der Dekonstruktion des
    Androzentrismus und des Geschlechterbegriffs auch der Naturbegriff dekonstruiert
    wird und nach adäquaten Rekonzeptualisierungen des Begriffs innerhalb einer
    postmodernen ökofeministischen Theorie gesucht wird.

    Johannes Dingler, M.A.
    Transvaalstrasse 20
    D-13351 Berlin

    Tel. +49/30/4519682
    E-mail: jdingler@zedat.fu-berlin.de

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    o ABSTRACTS ZUM AK3 (Moderation: Otmar Höll/Volker Lauber), in der
    Reihenfolge des Programms


    AK3, Eckhard Kanzow
    Eine Aufforderung zum Tanz. Nachhaltigkeit - matrizentrische Werte - Natur
    - Leben

    Im diesem Referat soll von "Frauen" und "Männern" die Rede sein. Beiden werden
    Eigenschaften und Potential beigemessen. Nach Kanzow ist aber nicht jeder Mensch
    Träger der oft behaupteten geschlechtsspezifisch bedingten Eigenschaften, wenn
    auch im großen und ganzen dieselben zutreffen. Ein individualpsychologischer
    Ansatz vor dem Hintergrund der je persönlich und individuell durchlaufenen
    Sozialisations- und Lernprozesse der jeweils erfahrenen und erlittenen Einflüsse und
    ihrer "Verarbeitung" kann durchaus Überschneidungen und "Rollen"-Verkehrungen
    ergeben. Deshalb ist auch von "weiblichen" und "männlichen" Eigenschaften die
    Rede, wobei hier insbesondere keine ausschließliche Identifizierung der Frauen mit
    "weiblich" und der Männer mit "männlich" gemeint ist. Beide Geschlechter können
    weibliche und männliche Eigenschaften haben. Dennoch bleiben im
    geschlechtsspezifischen Zugang zu Mitmenschen, Natur und Mitwelt grundsätzliche
    Unterschiede bestehen.
    Es geht im Referat vor allem darum, deutlich zu machen, daß die umfassendere und
    weiblichere Potenz von Frauen nicht nur unser aller Verhältnis zur mitmenschlichen
    Natur revidieren und verbessern hilft, sondern Frauen auch heute noch den größeren
    und wesentlicheren Beitrag zu unserem ökologischen Wohlstand und zur eigentlichen
    Lebensqualität erbringen; "neue" Denkansätze und Entdeckungen, neue
    Dimensionen des Begreifens und Wahrnehmens, wie sie die Gaia-Hypothese (u.a.)
    eröffnet, in den Vorstellungen und Werten früherer Kulturen, die dem Prinzip des
    Weiblichen und dem "mütterlichen Erbe" verpflichtet waren, bereits angelegt und
    teilweise selbstverständlich waren. Solche Kulturen werden im allgemeinen
    "matrizentrisch" und nicht "matriachalisch" genannt, um dem Verdacht vorzubeugen,
    es handle sich um Gesellschaften, in denen die Frau herrscht; die weiblichen und die
    männlichen Prinzipien, Eigenschaften und Potentiale sind entgegen allem
    zeitgnössischen Augenschein nicht weiterstreünd, unversöhnlich oder feindlich,
    sondern - ohne Verwischung geschlechtsspezifischer Eigenschaften - im Gegenüber
    und Miteinander wird erst ihre eigentliche Potenz entwickelt. Vieles von dem hier
    Gesagten ist strittig, offensichtlich handelt es sich dabei aber um Lernprozesse.

    Dr. Eckhard Kanzow
    Fachbereich 3 der Universität Bremen
    Postfach 330 440
    D-28334 Bremen

    Tel. +49/421/218-2788
    Fax: +49/421/218-4322, keine E-mail

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    AK3, Pia Maria Flodin
    Autonomy lost: Heterotopia as Defeat of Humanity and "Natur" in Orwell's
    1984

    One of the century's most well-known and in literature most debated works is
    George Orwell's novel 1984. Since its publication, scholarly response to the work has
    generally been concentrated with the theme of the book, the genre, the writer's
    intentions and the sources of the novel. What has been entirely neglected as a
    source, however, is Orwell's environmental discourse: his literary and journalistic
    observations, reports and constructions of the physical environment, including the
    non-built environment which we call "nature".
    In the lecture, Pia Maria Flodin suggests that by visiting and reading all the new
    industrial and commercial places and landscapes of the British 30s, Orwell was able
    to trace early totalitarian tendencies in his own culture and in Western civilization,
    tendencies by which he could imagine a totalitarian future, a fictive space of
    civilization, established through the complete and final cultural acquisition of the
    physical, non-built environment or "nature". Big brother even controls the wood
    where Winston and Julia meet.

    Pia Maria Flodin,
    Department of English
    Åbo Akademi University
    Vänrikinkatu 3
    SF-20500 Turku

    Tel. +358/2/265-4807
    Fax: +358/2/265-4807
    E-mail: pia.flodin@abo.fi

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    AK3, Kathleen Höll
    Das Organismus-Umwelt-Feld-Konzept der Gestalttherapie

    Die Gestalttherapie, eine Schule innerhalb der humanistischen Psychotherapie,
    formuliert ein Menschenbild, in dem die europäischen Dualismen "Natur/Geschichte",
    "Körper/Geist", "Individuum/Gesellschaft" aufgehoben werden, und zwar durch die
    ganzheitliche Denkfigur eines selbstregulierenden Organismus, der in einem
    ständigen Austauschprozeß mit seiner ökologischen und historisch-politischen
    Umwelt begriffen ist. Psychische und intellektuelle Tätigkeiten stehen gleichberechtigt
    neben biologischen und physiologischen Prozessen.
    Das Organismus-Umfeld-Konzept in seiner politischen Formulierung bei Paul
    Goodman überwindet den Dualismus von Natur und Geschichte, indem Geschichte
    als das Prinzip verstanden wird, in dem die spezifisch menschliche Natur sich
    aktualisiert.
    Wie sich Geschichte in einzelnen Individün – im Rahmen der Generationenabfolge
    und im jeweiligen historisch gewordenen politischen Umfeld manifestiert, und zwar
    körperlich, emotional und kognitiv, wird an Beispielen zu zeigen sein, speziell unter
    dem hier gefragen Gesichtspunkt der Selbst-Instrumentalisierung im Dienste einer
    (Über-) Anpassung an gelernte Anforderungen seitens des gesellschaftlichen
    Umfeldes.
    Als "Natur" des Menschen läßt sich in diesem Rahmen die Gesamtheit seiner
    körperlichen, sensorischen, emotionalen, kognitiven und synthetisierenden (Intuition)
    Komptenzen, sich im Feld zu orientieren und – gemeinsam mit anderen – zu
    handeln, operationalisieren.

    Kathleen Höll
    Dreiständegasse 65
    A-1230 Wien
    Tel. +43/1/8898605
    Tel. +43/1/7265614
    Fax: +43/1/8898605
    keine E-mail

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    Gabriele Michalitsch
    Von der Hexe zum Engel des Hauses. Zur Domestizierung der weiblichen
    "Natur"

    Mit dem Beginn der Moderne tritt an die Stelle der auf Gott gegründeten Ordnung
    eine neue, von Menschen entworfene und um den Menschen zentrierte. Die
    Ordnung wird zum Projekt der neuen Zeit. Unter dem Postulat der Eindeutigkeit ihrer
    Elemente werden Mann und Frau neu definiert, in Abgrenzung voneinander
    bestimmt, Ambivalenz ausgeschlossen. Die Frage nach deren Natur, deren Trieben
    und Leidenschaften – von besonderer Bedeutung, soll die neue Ordnung Bestand
    haben – wird neu gestellt.
    Mit dem erfolgreichen Kampf gegen vor allem der Frau zugeschriebene anarchische
    Sexualität in den Hexenprozessen, die im England des 17. Jahrhunderts – zur Zeit
    Bacons – einen Höhepunkt erreichen, verschwindet der Topos der Sexualität
    weitgehend. Die Hexe verkörpert sexuelle Macht, führen doch letztlich das
    "angeborene Interesse der Frau an sexuellen Ausschweifungen, ihre natürliche
    Unersättlichkeit und ihre Affinität zu den fleischlichen Begierden" zu Hexerei und
    Teufelskult, wie der "Hexenhammer" aus dem Jahr 1486 feststellt. Die Hexe
    symbolisiert aber auch Natur und deren Gewalt, im Gegensatz zu männlich
    definierter Kultur und Zivilisation galt sie als wild, unbeherrschbar, chaotisch und
    gesetzlos, die neue Wissenschaft eine "rein männliche und keusche" Angelegenheit.
    Während die Ausforschung der Unterschiede der Körper in Physiologie, Medizin und
    Biologie im 19. Jahrhundert schließlich in der Pathologisierung der Frau in Darwins
    Evolutionstheorie mündet, die die niedrige Entwicklungsstufe der Frau gegenüber
    dem Mann festschreibt, ortet die politisch Theorie die Frau im Privaten, im
    Persönlichen, in der Reproduktion. Die Domestizierung der weiblichen Natur von der
    "Hexe" zum "Engel" des Hauses erfolgte in doppelter Hinsicht, zunächst wohl als
    Sublimierung im Erwerbsstreben, gleichzeitig jedoch muß die Natur der Frau auf die
    Reproduktion gerichtet werden, soll sie der ihr zugedachten Rolle gerecht werden
    und ihr der Bereich der Öffentlichkeit verwehrt bleiben.

    Mag. Gabriele Michalitsch
    Dresdner Straße 66/30
    A-1200 Wien
    Tel. +43/1/3333129
    Fax: +43/1/5970635

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    o ABSTRACTS ZUM AK4 (Moderation: Günther Sandner), in der Reihenfolge des Programms

    AK4, Peter Morris-Keitel
    Zwischen Fortschrittswahn und Ökophobie: Zum Naturbegriff der
    deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

    Seit der Veröffentlichung des ersten Club of Rome Berichts über "Die Grenzen des
    Wachstums" im Jahre 1972 und besonders im Zuge der Herausbildung der
    ökologischen Bewegung zeichnet sich in einem Teil der deutschsprachigen
    Gegenwartsliteratur eine Naturauffassung ab, die sich immer mehr von einem bloss
    anthropozentrischen Umweltdenken entfernt und statt dessen zusehends eine
    scharfe ökologische und politische Kritik an der weltweiten Naturausplünderung
    miteinbezieht. Einen Höhepunkt erreichte diese Literatur in den achtziger Jahre
    angesichts der nuklearen Bedrohung durch weltumspannende Konflikte und Super
    GAUs, worauf Autoren und Autorinnen wie Friedrich Dürrenmatt, Günter Grass,
    Christa Wolf und Gudrun Pausewang mit zahlreichen apokalyptischen
    Untergangsvisionen in ihren Werken reagierten. Im Zuge des Abflaüns der neuen
    sozialen Bewegungen in den späten achtziger Jahren und im Zusammenhang der
    weltpolitischen Veränderungen zu Beginn der neuenziger Jahre scheint die
    Auffassung von "Natur als Politik" (Amery) in der Literatur wieder in den Hintergrund
    gerückt zu sein. Dem ist jedoch keineswegs so. Eine wachsende Anzahl von
    Gegenwartsautoren und -autorinnen greifen in ihren Erzählungen und Romanen
    bewusst die Verarbeitung ökonomischer, ökologischer und sozialer
    Problemstellungen auf, wobei sie von einem Naturbegriff ausgehen, der die
    gesellschaftspolitische Realität von Fortschrittswahn und Ökophobie explizit
    widerspiegelt. Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Christine Brückner, Johannes
    Mario Simmel, Gerhard Gundermann, Christine Nöstlinger, Günter Kunert und
    Grass wollen mit ihren Erzählstoffen über die Befriedigung der ästhetischen
    Bedürfnisse ihres Lesepublikums hinaus vor allem jene naturwissenschaftlichen
    Erkenntnisse vermitteln, anhand derer sich die Zerstörung des Naturhaushalts
    eindeutig nachvollziehen läßt. Das Politische solcher naturhaften Darstellungen
    ergibt sich dabei aus der Dialektik des fast ausschliesslich technologisch und
    ökonomische verstandenen Fortschrittsdenkens und der unbegrenzten
    Ausplünderung der Natur.
    Am Beispiel ausgewählter Werke von Anton-Andreas Guha, Grass, Gundermann
    und Pausewang werde ich aufzeigen, inwiefern in diesen Werken zum einen die
    Warenästhetik des westlichen Industriekapitalismus blossgestellt wird und zum
    anderen ökologische Einsichten über die Luft-, Wasser- und
    Bodenverschmutzung, das Bevölkerungswachstum, die Klimaveränderungen, das
    Ausrotten von Tier- und Pflanzenarten usw. in die Literatur eingang finden. Darüber
    hinaus werde ich darstellen, welche alternativen öko- oder biozentrischen und
    politischen Vorschläge im Hinblick auf eine zukunftsorientierte Gesellschaftsordnung
    entworfen werden, die sich wieder an einem geregelten "Stoffwechsel zwischen
    Mensch und Erde" (Marx) orientiert.

    Prof. Dr. Peter Morris-Keitel
    Assistant Professor of German
    Department of Modern Languages Bucknell University
    Lewisburg, PA 17837 USA

    E-mail: pmorris@bucknell.edu

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    AK4, Eva Buchinger
    Natur in der Theorie Sozialer Systeme

    Die Natur ist bedroht! Diese Sorge läßt sich an einer Reihe unterschiedlicher ökologischer Problemlagen festmachen, die vom befürchteten Klimawandel über das Artensterben bis zur Vernichtung der Wasserreserven reichen. In der öffentlichen Diskussion wird deshalb ein gesamtgesellschaftliches Umdenken in Bezug auf unsere natürliche Umwelt, ein gesteigertes Umweltbewußtsein, überhaupt eine neue Umweltethik gefordert.
    In funktional ausdifferenzierten Gesellschaften – so die Theorie Sozialer Systeme – muß aber berücksichtigt werden, daß Kommunikation über Natur in den einzelnen Funktionssystemen einem je eigenen Code folgt. Dieses funktionale Arrangement unterscheidet die moderne Gesellschaft von ihren historischen Vorläufern. In einem Funktionssystem wie zum Beispiel Wirtschaft oder Politik kann nur das behandelt werden, was innerhalb des jeweiligen Codes verarbeitet werden kann. Natur muß als Thema Resonanz im jeweiligen Funktionssystem finden.
    Aber nicht jede gesellschaftliche Kommunikation ist funktionsspezifisch. Die Theorie Sozialer Systeme thematisiert in diesem Zusammenhang den zentralen Stellenwert von Protest, wie er sich zum Beispiel in sozialen Bewegungen manifestiert. Der Umstand, daß es lokale umweltbezogene Bürgerbewegungen oder Umweltorganisationen wie Greenpeace gibt, deutet auf Sinnzweifel an den Funktionssystemen hin.
    Ob funktionsspezifisch oder protestierend - in der Theorie Sozialer Systeme muß die Gesellschaft über Natur kommunizieren. Passiert dies nicht, dann bleibt Natur irrelevante Systemumwelt. Der äußerste Fall wäre, daß das Soziale System aufgrund mangelnder/falsche Prioritäten setzender Interaktion mit der Systemumwelt sich selbst die biologische Lebensgrundlage entzieht und dies erst im Systemauflösungsprozeß realisiert.

    Mag. Eva Buchinger
    Österreichisches Forschungszentrum Seibersdorf
    A-2444 Seibersdorf

    Tel. +43/2245/780-3886
    Fax: +43/2254/780-3888
    E-mail: buchinger@arcs.ac.at

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    AK4 (zusammen mit AK 1) Jost Halfmann
    Spannungen zwischen naturwissenschaftlichem und ökologischem
    Naturbild

    Ich will einerseits zeigen, daß das ökologische Naturbild insbesondere der Ökosystemforschung eher naturalistisch ist (es gibt Ökosysteme), während das Naturkonzept der Physik konstruktivistisch ist (was daher rührt, daß die Physik mit dem Versuch, die Beobachtung der Natur selber physikalisch zu beschreiben, auf die Zirkularität aller Beobachtung stößt). Die Ökologiebewegung präferiert das naturalistische Naturbild und damit das Naturkonzept der Ökosystemforschung, weil anders der Protest gegen den Naturverbrauch nicht ausreichend Autorität für sich beanspruchen kann. Insofern entsteht eine Spannung zwischen dem physikalischen und dem ökologischen Naturbild. Die Ökologiebewegung muß nun nach Mechanismen der Neutralisierung des physikalischen Weltbildes suchen, die sie in eine ähnliche Lage gegenüber der Physik wie die Religion bringen könnte. Die Abschirmung vollzieht sich über eine politische Auseinandersetzung zwischen reduktionistischen (Physik) und holistischen (Ökologie) Weltbildern.

    Prof. Dr. Jost Halfmann
    Technische Universität Dresden, Institut für Soziologie
    Office: Bergstrasse 53 (v.-Gerber-Bau), Raum 303

    Tel.: +49/351/463-7370
    Fax.: +49/351/463-7113
    Mail: TU Dresden, Institut für Soziologie, Mommsenstrasse 13, D-01062 Dresden
    E-mail: <Jost.Halfmann@POP3.tu-dresden.de>

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    AK4 (und Hauptvortrag Freitagabend) Elisabeth List
    'Natur ist, was uns leben läßt'. Grenzen des Naturbegriffs und seiner Politisierung

    -- siehe Hauptvorträge --

    Ass. Prof. Doz. Dr. Elisabeth List
    Universität Graz
    Institut für Philosophie
    Heinrichstr. 26/5
    A-8010 Graz

    Tel.: +43/316/380-2305
    Fax: +43/316/356144

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    o ABSTRACTS ZUM AK5 (Moderation: Wolfgang Müller-Funk), in der
    Reihenfolge des Programms

    AK5, Ullrich M. Haase
    "Der Natur auf die Sprünge helfen?" Bemerkungen zur Entwicklung des Naturbegriffes von Schelling bis Merleau-Ponty

    Problemen im Umgang mit dem Begriff der Natur versucht dieser Vortrag
    nachzugehen, indem er sich zuerst auf die großen Naturphilosophen des 19.
    Jahrhunderts, Schelling und Nietzsche, bezieht, um daraufhin den Bogen zu zwei
    Versuchen zu schlagen, im Denken Heideggers und Merleau-Pontys, einen neu
    gewonnenen Begriff der Natur gegen die natürliche Einstellung des gesunden
    Menschenverstandes zu verteidigen. Was in dieser Untersuchung deutlich werden
    wird, ist nicht nur die Schwierigkeit, mit der wir den Naturbegriff im Munde führen, sondern in welchem Sinne der Naturbegriff, gerade im Rahmen dieser vier Denker, selbst politisch ist.
    Unsere Begriffe von Raum und Zeit führen in sich gedacht zu Widersprüchen, wie Nietzsche, damit den Diskurs über die Natur beginnend, sagt. Von Schelling bis Merleau-Ponty finden wir eine Reflexion über das Verständnis der Natur in Naturwissenschaft und Technik, die sich insbesondere auf die Kategorien des
    Politischen der Natur beziehen, insofern sie den Widerspruch von Notwendigkeit und
    Freiheit aufzuheben sucht. Anbetracht der Unbestimmtheit des Naturbegriffes und
    der daraus folgenden Naturblindheit des 20. Jahrhunderts sollte uns die Wahrheit
    und die Forderung von Nietzsche Feststellung über die unheimliche Wichtigkeit
    unseres Wissens und Handelns für die Zukunft aufgehen. Daß dabei der "Natur"-Begriff in der politischen und wissenschaftlichen Kontroverse" erscheinen wird, ist also dadurch deutlich, daß alle vier genannten Denker den Naturbegriff in enger
    Auseinandersetzung mit einer Kritik der politischen Dimension der modernen
    Naturwissenschaft bedenken.

    Dr. Ullrich Haase, M.A.
    Manchester Metropolitan University
    Department of Politics and Philosophy,
    Geoffrey Manton Building
    Rosamund St West, Manchester M15 6LL, UK

    Tel. +31/161/247-3452
    Fax.: +31/161/247-6312
    E-mail: U.Haase@mmu.ac.uk

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    AK5, Paul Richard Blum
    Natur als Person – Zur Geschichte des Naturbegriffs

    Die These meines Vortrags ist vielleicht eine Provokation: Der Begriff der Natur und
    der Begriff der Person, beide Begriffe haben die gleiche Struktur. Zwar hat es in der
    Geschichte beider Begriffe zahlreiche Entwicklungen gegeben, die kaum zu
    vereinheitlichen sind, dennoch gibt es einen Punkt der Überschneidung, und zwar
    dort, wo Natur 'animistisch' aufgefaßt wird einerseits, und dort wo Person aus der
    Leib-Seele-Einheit verstanden wird, andererseits. Der Begriff 'Natur' soll in der
    Philosophie folgende Probleme lösen: - Die Einheit der Welt – Die Vielfalt der Welt
    – Die Verstehbarkeit der Welt – Die Eigenständigkeit der Welt gegenüber dem
    Menschen – Die Zugehörigkeit des Menschen zur Welt Die erfolgreichste Lösung
    in der Geschichte war die Vergöttlichung der Natur. Allerdings war dies nur zu
    erreichen, wenn eine derartige Gottheit sich in der Welt verendlichte. Hierzu waren
    Modelle von Geistwesen erforderlich. Diese mußten der sichtbaren, endlichen,
    materiellen Welt einwohnen (andernfalls verloren sie ihre Wirkung und
    Erklärungsleistung). Die Person als Einheit von endlichem Körper und tendenziell
    unendlichem Geist traf sich mit dieser Art Natur. Das Grundproblem der
    philosophischen Anthropologie ist die Möglichkeit der Selbsttranszendenz, d.h. des
    Wirkens nach aussen entweder in die materielle Welt durch planendes und
    technisches Handeln oder zum unendlichen Geist schlechthin, der identisch sein
    muß mit dem Geist, der die Natur durchwaltet. Dies wurde in der Regel durch
    Bezug auf das innerste Selbst erklärt, das den Akt nach aussen als Potenz der
    Person dachte. Die Wirkmächtigkeit der Person liegt in ihrem innersten, und auch
    die Wirkmächtigkeit der Natur liegt in ihr selbst; sie ist meistens als identisch mit
    'Natur' gedacht. Somit sind die 'Wirkungsweisen' der Natur und der Person
    gegenläufig aber parallel. Diese Parallelität hat verschiedene Facetten erlebt: bei
    Heraklit, bei Aristoteles, im Demiurgen Platons, bis hin zur Naturphilosophie
    Schellings und der Romantik. Sie ist der sachliche Grund dafür, daß Natur
    personifiziert (und in Folge dessen dämonisiert, mit Rechten und Ansprüchen und
    mit Ängsten 'aufgeladen') werden kann. Sie ist aber auch eine logische Bedingung
    dafür, daß Natur als Begriff geeignet ist, die Welt ganzheitlich zu erklären und
    Mensch und Welt in Einklang zu bringen.

    Prof. Dr. Paul Richard Blum
    Peter Pazmany Universität Budapest
    Philosophische Fakultät
    Egyetem u. 1
    H-2081 Piliscsaba
    Ungarn

    Tel. +36/26/375375
    Fax: +36/26/374570
    E-mail 106233.1104@compuserve.com

    privat: Viersener Str. 120
    D-41063 Mönchengladbach

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    AK5, Hildegard Heise
    Bedeutung der Gesellschaftsform für das subjektive Naturverständnis

    Die untergeordnete Rolle, die die Natur als Bestandteil des Lebenszusammenhangs
    in der bürgerlichen Epoche spielt, bezieht sich nicht nur auf den gesellschaftlichen
    Produktionsprozeß, sondern auch auf das subjektive Erleben. Folglich scheint die
    Tatsache, daß es einer besonderen begrifflichen Anstrengung bedarf, die Natur
    adäquat einzubeziehen, vordringlich einen Mangel in der Beziehung des Menschen
    zur Natur auszudrücken; in Wirklichkeit aber zeigt sich hierin ein Mangel in seiner
    Beziehung zur Gesellschaftlichkeit. Es geht um das Verhältnis
    Individuum/Gesellschaft.
    Die Natur fällt tendenziell heraus, weil die bürgerliche Gesellschaftlichkeit etwas Wichtiges nicht erfüllt: aufgrund ihrer prinzipiellen Instabilität (die mit der Vereinzelung des Subjekts korrespondiert) entlastet sie den Menschen nicht von
    den existentiellen Konstruktionsmühen. Sie ist verselbständigt. Hierdurch wird ein Übermaß an subjektiven Strömungen auf die Objektbildung konzentriert, auf eine
    fortwährende Gestaltung einer tragfähigen Objektivität (unter anderem ablesbar an
    der Fixierung auf das dominante ökonomische System, auf technisch-materielle
    Dinge, auf Konsumgüter). Das heißt, obwohl diese Kraftbündelung eigentlich der
    subjektiven Entlastung gilt, also gerade dem Freiwerden des (¥¥¥ein Wort nicht
    lesbar! ……subjekts von der objektiven Gesellschaftlichkeit, dem Gewinnen von
    Spielräumen für die Lebensentfaltung, für die Ausnutzung von revolutionärer Vielfalt,
    etc., wird in einer spiralförmigen Bewegung das Gegenteil erreicht: nämlich die
    Pervertierung der Eigenbeweglichkeit des Lebewesens zur objekt-analogen
    Selbststrukturierung. Auf diese Weise wird nicht nur die äußere Welt geradezu
    sprichwörtlich verbaut, sondern auch die innere. Dies bedingt, daß das ‘Anderweitige’
    in den Intentionen unterbelichtet bleibt, sei es die Körperlichkeit und geheimnisvolle
    Innerlichkeit des Menschen oder sei es die äußere Natur.
    Diese grundlegende Instabilität der Gesellschaftsform ruft wiederum eine andere
    Handlungstypik hervor. Die Verallgemeinerungsströmung als verschobene, ideelle
    Integrationsform, die das Haltlose der Epoche zu fassen sucht. Hieraus erklärt sich
    die Übergewichtung einer reduktionistischen (auf das Allgemeinste ausgerichteten)
    Blickrichtung in den führenden Naturwissenschaften, mit der Folge, daß das
    Erkannte der Natur zu einem Großteil in den realerlebbaren Lebensverhältnisse
    nicht wiederankommt - trotz der Verknüpfung von Wissenschafts-, Technik- und
    Arbeitsentwicklung in der Neuzeit. Dies bestärkt jene Abtrennung der anderweitigen
    Natur vom ausschlaggebenden Verhältnis Individuum/Gesellschaft. (In der heutigen
    Komplexitätsforschung deutet sich der Umbruch auf seiten der Wissenschaften an).
    Die genannten Dimensionen sind Ausdruck einer männlich bestimmten Lebensweise.
    Aber dies verstehe ich nicht im Sinne einer maßgeblichen Herrschaftsbeziehung
    zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht, also gewissermaßen
    einer negativen Verdichtung der Bezugnahme, sondern eher entgegengesetzt im
    Sinne einer übermäßigen Konzentration des männlichen Geschlechts auf sich selbst
    - auf die Resultate, die sich, etwas überspitzt gesagt, einer Nichtbezugnahme des
    Männlichen auf das Weibliche verdanken.

    Vgl. Hierzu meine Schriften:
    – Die Urbeweglichkeit des Menschen. Wo sich Gesellschaftstheorie,
    Gehirnforschung und Geschlechtertheorie berühren. Band 13 der Berliner Studien
    zur Wissenschaftsphilosophie & Humanontogenetik, Schriftenreihe der Humboldt-
    Universität Berlin. Bielefeld, derzeit im Druck.
    – Überlebensprinzip Spannungsaufnahme. Modernes Handlungssubjekt und
    Geschlechterverhältnis. Frankfurt/New York, 1993.

    Prof. Dr. Hildegard Heise
    Mommsenstraße 20
    D-10629 Berlin, BRD

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    AK5, Ilse Dröge-Modelmog
    Natur als Streitobjekt

    Unser Alltag ist von Technik, Technologien und Wissenschaft kulturell geformt und
    durchdrungen. Dadurch werden auch Versionen von und Visionen über "Natur"
    vermittelt, für die im wesentlichen immer noch Männer zuständig sein wollen. Unnötig zu betonen, welche diskursive und symbolische Macht sich damit verbindet, die
    zudem institutionell absichert ist. In dem gegenwärtigen Naturverständnis hat sich ein Wandel herauskristallisiert: Während bislang Frauen in der Moderne mit "Natur" identifiziert wurden, wollen nun Männer für künstliche Natur zuständig sein, wie sie beispielsweise durch Gentechnologie produziert wird und längst Eingang in den Alltag gefunden hat.
    Obwohl Frauen kaum solche (visionären) Einflußmöglichkeiten auf Lebensprozesse haben, verwalten sie in ihrem Alltag gleichwohl auch "Natur". Damit sind drei
    Problemfelder angesprochen. Die Alltagsdiskussion soll erstens in Verbindung mit
    kultureller Natur diskutiert werden, was bislang zum Beispiel in der Soziologie nicht
    der Fall war. Vielmehr gilt Kultur an Zeichen der Überwindung von Natur. Natur und
    kultureller Alltag werden als Opposition verstanden, nicht aber in ihrer Relation
    analysiert. Da Frauen Umgang mit "Natur" im Alltag haben, verfügen sie auch über
    wichtige Kompetenzen, die Eingang in Planungen und Entwürfe von "Natur" haben sollten.
    Zweitens, so meine Behauptung, ist "Natur" gegenwärtig ein neuer Schauplatz von
    Geschlechterauseinandersetzungen, denn es geht um neue Positionszuweisungen
    zur Verwaltung oder Weiterentwicklung von künstlicher Natur, aber auch um die
    Definitionsmacht von "Natur".
    Drittens erhebt sich die Frage nach einer neuen Natur-Ästhetik, anders gesagt, um
    die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Ästhetik-Konzepten, die insbesondere
    von Wissenschaftlern vorliegen. Solche Theorien lassen Eingriffe in menschliche
    "Natur" zum, zum Beispiel mit der Produktion "schöner" Menschen oder von Geschlechtsbestimmungen.
    Gefragt werden soll zudem nach Naturkonzepten von WissenschaftlerInnen, die einen anderen Weg aufzeigen: z.B. Jeanne Hersch oder Ute Guzzoni.

    Prof. Dr. Ilse Dröge-Modelmog
    Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
    Inst.für Soziologie und Sozialforschung
    Postfach 2503
    D-26111 Oldenburg, BRD

    Tel. +49/441/798/2660
    Fax: +49/441-99/23059
    kein E-mail

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    AK5 (angefragt) Lesley Hall
    The constructions of nature and